Hurok
A színdarabról megjelent tudósítások, kritikák

Not bricht recht

Uraufführung von István Kerékgyártós „Geldreigen“ am Stuttgarter Theater tri-bühne

Da ist die Not schon groß. Wir befinden uns auf einem Menschenkarussell: An der kleinen tri-bühne steht der „thron“ des Ministers auf einem festen Podest (Bühnenbild: levente Bagossy), auf das die neun Schauspieler immer wieder mit Elan aufspringen, angetrieben von der Erotik des Geldes. Die Fahrt beginnt in der repräsentativen obersten Etage der Gesellschaft. Der Minister (Carlo Benz als Kotzbrocken) faltet seinen Staatssekretär (ölig-glatt: Martin König) zusammen. Der Ministeriumsleiter fühlt sich betrogen. Bei einer wichtigen Ausschreibung wurde sein Favorit übergangen. Der Staatsapparat ist misstrauisch geworden.

Das weiß die gut informierte Sekretärin und Geliebte: „Heute noch Minister, morgen eine Null.“ Der geknebelte Staatssekretär knöpft sich seinen alten Kumpel, den Direktor eines staatlichen unternehmens, vor, den Cornelius Nieden als graue Maus über die Bühne huschen lässt.

Er erpresst ihn mit Geld und Gefängnis. Der Culture-Club-Hit „Do you really want to heart me“ klingt wie melodischer Hohn aus dem Off: Gelächter im Publikum.

Der geschasste Direktor hält sich an den Besitzer einer lebensmittelkette, die er ihm einst zugeschanzt hat. „Ein schlechtes Gewissen habe ich schon lange nicht mehr“, gesteht der verheiratete Familienvater und heimliche Päderast (Stefan Kirchknopf als Widerling). Erst als er mit kompromittierenden Fotos konfrontiert wird, will er die Million besorgen, um die ihn der Ex-Direktor erpresst. „Das ist so viel, wie ich in 150 Jahren verdiene“, sagt sein schwuler Freund und Filialleiter (rührend: Severin Gmünder) beim heimlichen treff im liebesnest. Den Job darf er behalten, den Geliebten nicht, der den Schein der Bürgerlichkeit aufrechterhalten will. Der Filialleiter lässt seinen Frust an der rechtschaffenen Kassiererin (Natascha Kuch) aus, die er beim Klauen erwischt und feuert. Die alleinerziehende Mutter wollte ihrem drogenabhängigen Bruder, der Dealerschulden hat, aus der Bredouille helfen.

Anfangs geht es um zwei Millionen – Forint? Euro? Die Währung spielt keine rolle.AmEnde ist es nur noch ein lächerlicher Betrag, von dem sich Junkie robert (Manoel Vinicius tavares da Silva) seinen nächsten Schuss setzen will. Hilfe kommt von seiner Freundin, der Ex-userin Bea (verführerisch: Sofie Alice Miller). Noch einmal geht sie für robert auf den Strich, will dann mit ihm eine bürgerliche Existenz, einen Hundesalon, aufbauen. Der reigen schließt sich, als sie auf den Minister trifft, einen Masochisten in Windeln, der sexuelle lust aus Demütigung gewinnt und beim liebesspiel stirbt. „Niemand interessiert sich für die Geschichte. Niemand will es wissen“, sagt die Kupplerin, und nach eineinhalb Stunden gleichförmigem Gezeter hat auch im Publikum keiner mehr Mitleid. Man hat genug von der derben Sprache, die sich diametral zur gesellschaftlichen Stellung der Figuren artikuliert. Der tote wird entsorgt. Bea findet bei ihm viel Geld und glaubt, dass alles gut wird. Das ist die eigentliche tragödie, die sich so oder so ähnlich überall auf der Welt immer wieder abspielt.

Autor Kerékgyártós kennt den Zirkel der Macht von innen. Er war in ungarn höherer Staatsbeamter und unternehmer, ehe er 1999 seinem leben eine Wendung gab und das Erlebte zu romanen verarbeitete.

Die nächsten Vorstellungen: 15. Oktober und 13.

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